In der heutigen Zeit, in der Menschen ständig unter Druck stehen und im Stress sind, ist Entspannung für einen gesunden Ausgleich wichtiger denn je geworden. Hier hat sich sogenanntes ASMR als eine sehr beliebte und effektive Form der Stressbewältigung und Einschlafhilfe etabliert. Wir erklären euch, was es mit ASMR auf sich hat, und haben 4 wertvolle Tipps, wie auch ihr das einzigartige Gefühl des Kribbelns im Kopf am besten erleben könnt.
Definition: Was bedeutet ASMR überhaupt?
ASMR bedeutet Autonomous Sensory Meridian Response (zu Deutsch: autonome, sensorische Meridian Reaktion) und beschreibt ein Gefühl, welches durch Töne und visuelle Reize ausgelöst werden kann. Es fühlt sich wie eine Art Kribbeln der Kopfhaut an (dieses konkrete Gefühl wird übrigens „Tingles” genannt) und kann auch an anderen Stellen des Körpers wie beispielsweise dem Nacken empfunden werden. Die Intensität des Gefühls kann je nach Person variieren. Es wird als besonders entspannend und beruhigend wahrgenommen.
Es kann übrigens nicht nur bewusst beim Schauen entsprechender Videos und Hören von Tönen ausgelöst werden, sondern auch im Alltag vorkommen. Oft genannte Szenarien sind beispielsweise der Arzt- oder Friseurbesuch. Wichtig sind die sogenannten „Trigger”, also die Auslöser des Gefühls.
Neben diesem konkreten Gefühl geht es bei ASMR oftmals auch um die allgemeine Atmosphäre, welche Menschen als entspannend wahrnehmen. ASMR Videos sind beispielsweise immer sehr ruhig gehalten und darüber hinaus widmet sich der sogenannte „ASMR artist”, also die Person, welche die Trigger auslöst, seinen Zuschauern sehr intensiv und spricht sie meistens persönlich an. Neben den Tingles löst ASMR übrigens auch sehr oft Gänsehaut oder ein wohlig-warmes Gefühl aus.
Es gibt auch Menschen, die ASMR als sehr unangenehm empfinden. Diese sprechen oft davon, dass die Töne in ihnen Unruhe auslösen.
Wobei ASMR helfen kann
Wobei ASMR in medizinischer Hinsicht konkret helfen kann, ist leider noch sehr schlecht erforscht.
Glaubt man allerdings den Meinungen der vielen Konsumenten, dann hilft ASMR bei:
- Stress
- Schlafstörungen
- Angstzuständen
- Depressionen
- Unruhe
Wieso ASMR entspannt und was es im Gehirn auslöst
Obwohl ASMR ein so weit verbreitetes Phänomen ist, ist noch sehr wenig darüber bekannt beziehungsweise erforscht. In einer Studie von 2018 haben Wissenschaftler Probanden, die laut eigener Aussage Tingles verspüren, einem Test unterzogen. Hierbei mussten die Probanden während eines Hirnscans ASMR Videos ansehen. Darüber hinaus sollten sie über drei Knöpfe mitteilen, ob sie entspannt sind und Tingles verspüren, nur entspannt sind oder sich neutral fühlen. Nach dem Test wurde der Scan ausgewertet und mit der Hirnaktivität ohne Einfluss der Videos verglichen. Dabei wurde untersucht, welche Hirnareale während der Stimulation besonders aktiv waren.
Es hat sich gezeigt, dass die Areale besonders aktiv waren, die normalerweise bei intensiver sozialer Interaktion angesprochen werden. Vereinfacht gesagt: Wenn sich eine Person um euch persönlich kümmert. Diese intensive Fürsorge löst im Menschen ein Gefühl der Sicherheit und somit Entspannung aus.
Die Erkenntnis deckt sich auch mit dem Aufbau der meisten ASMR Videos, bei denen oft eine Art Rollenspiel stattfindet und sich die Person im Video intensiv um den Zuschauer kümmert.
Das Phänomen von ASMR gibt es weltweit und ist somit nicht von geografischen Gegebenheiten abhängig.
Was sind „Tingles” und wie fühlen sie sich an?
Das konkrete Gefühl des Kribbelns im Kopf, welches Menschen bei ASMR erleben, wird Tingles genannt. Es wird am häufigsten am Hinterkopf wahrgenommen, kann allerdings auch in den ganzen Körper ausstrahlen. Einige Menschen, die dieses Gefühl besonders intensiv erleben, beschreiben es sogar als eine Art “Orgasmus des Gehirns”, was allerdings nichts mit Sex zutun hat.
Welche konkreten chemischen Prozesse im Körper das Kribbeln auslösen, ist leider noch nicht näher erforscht.
Was sind „Trigger”?
Als sogenannte Trigger werden die konkreten Auslöser der Tingles bezeichnet. Trigger sind sehr vielfältig und können von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein. Ein besonders häufiger Trigger sind ruhige Stimmen und ein leises Flüstern. Übrigens gilt der Maler Bob Ross, der in der amerikanischen Serie “The Joy of Painting” auftrat und mit seiner sehr beruhigenden und weichen Stimme den Menschen das Malen erklärte, als einer der ersten (vermutlich ungewollten) ASMR artists.
Wie bereits beschrieben, sind Trigger von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Sie lassen sich allerdings in 3 Kategorien einordnen:
- Auditive Reize: Hiermit sind Töne, wie beispielsweise Flüstern oder Knistern gemeint.
- Visuelle Reize: Hier können beispielsweise Handbewegungen oder Lichter die Gefühle von ASMR auslösen.
- Emotionale Reize: Da ASMR besonders oft bei fürsorglichem Verhalten ausgehend von einer anderen Person empfunden wird, gilt auch dies als ein Auslöser.
- Physische Reize: Auch durch konkretes Anfassen können Tingles ausgelöst werden.
Hier eine Auflistung der gängigsten (und meist effektivsten) Trigger:
- Whispering (Flüstern): Hier wird meistens besonders ruhig und sanft geflüstert
- Tapping (Tippen): Hier wird mit den Fingern auf Gegenständen wie beispielsweise Bucheinbänden getippt
- Scratching (Kratzen): Hierbei wird leicht über Oberflächen gekratzt
- Brushing (Bürsten): Hier werden mit einer Bürste Haare gebürstet
- Knistern: Hier wird meistens mit Folie oder anderen Stoffen geknistert
- Rollenspiele: Meistens sind es Rollenspiele, bei denen sich Personen sehr intensiv um den Zuhörer kümmern, wie beispielsweise beim Arzt, Friseur oder einer Shopping-Beratung
- Handbewegungen
- Essgeräusche
- Wassertropfen
- Scheren
- Regen
- Lichter
Was ist ein „ASMR artist”?
Als “ASMR artist” werden die Macher von ASMR Videos bezeichnet. Da ASMR Videos mittlerweile immer ausgeklügelter und professioneller werden, hat sich die Produktion innerhalb der großen Community zu einer Art “Kunst” entwickelt, was den Namen geprägt hat.
Als eine der bekanntesten und erfolgreichsten ASMR artists gilt Maria Viktorovna, die mit ihrem 2011 gegründeten Kanal “Gentle Whispering ASMR” mittlerweile über 2 Millionen Abonnenten und über 840 Millionen Videoaufrufe verzeichnet.
ASMR wurde mittlerweile auch in der Werbung entdeckt. Ikea, Lindt und viele weitere Unternehmen nutzen das Phänomen in Werbespots, um ihre Produkte zu bewerben.
4 Tipps, wie ihr Tingles selbst spüren könnt
Das konkrete Gefühl von Tingles kann leider nicht jede Person spüren. Woran das genau liegt, ist leider noch nicht bekannt, wobei vermutet wird, dass es an einer genetischen Voraussetzung liegt. Fakt ist allerdings, dass sehr viele Menschen das Gefühl von ASMR spüren können und man oftmals auch einfach nur etwas länger braucht, um den richtigen Trigger dafür zu finden.
Tipp 1: Sehr viele Trigger ausprobieren
Wie bereits erwähnt, sind die Trigger, welche zu Tingels führen, von Mensch zu Mensch sehr verschieden. Dies ist auch der Grund, weshalb ihr sehr viele unterschiedliche Trigger ausprobieren solltet. Manchmal gibt es auch innerhalb der Trigger Variationen. Nicht jedes Flüstern muss Tingles auslösen. Manchmal sind es nur ganz spezielle Stimmen, die das Gefühl triggern können. Hier solltet ihr euch also Zeit nehmen und viele verschiedene Videos, Trigger-Arten und ASMR artists ausprobieren.
Tipp 2: Die richtige Umgebung schaffen
ASMR soll entspannen. Das funktioniert allerdings nur, wenn man dafür auch die richtige Umgebung schafft und sich voll und ganz auf die Reize einlassen kann. Ihr solltet es euch gemütlich machen, ohne dass störende Reize von außen wie beispielsweise Geräusche auf euch einwirken können. Darüber hinaus solltet ihr euch in eurer Umgebung wohlfühlen. Hierfür ist das Bett, die Couch oder ein gemütliches Kissen ideal.
Tipp 3: Die richtigen Kopfhörer
ASMR ist vor allem ein auditives Phänomen, das bedeutet, die meisten Menschen bekommen Tingles durch die Töne. Hier hat sich gezeigt, dass ASMR deutlich besser funktioniert, wenn Kopfhörer benutzt werden. Die meisten ASMR artists verwenden bei ihren Videos sogenannte “binaurale Mikrofone”, die eine räumliche Wahrnehmung der Geräusche ermöglichen. Das bedeutet, ihr könnt über eure Kopfhörer genau nachvollziehen, aus welcher Richtung der Ton kommt und wie nah er ist.
Tipp 4: Lasst euch wirklich auf ASMR ein
Wer von Anfang an die Videos als “albern” abstempelt, der wird sich auch nicht darauf einlassen können und keine Tingles spüren. Egal ob der ASMR artist also ein Ärzte- oder Schmink-Rollenspiel durchführt, versucht euch lediglich auf die Stimme und das Video zu konzentrieren, ohne über andere Dinge nachzudenken.