Der Begriff Angels’ Share bedeutet im Deutschen so viel wie “Anteil der Engel” und wird vor allem in der Whisky-Industrie, aber auch bei anderen Spirituosen-Herstellungen, die auf Basis von Fassreifung basieren, verwendet. Hier ist beispielsweise auch die Wein-, Rum- und Congnac-Herstellung zu nennen.
Er beschreibt den Anteil der Flüssigkeit, der über den Prozess der Reifung hinweg aus dem Eichenfass verdunstet. Dies ist auch der Grund, weshalb besonders alte Whiskys sehr rar und teuer sind, da der Großteil des Fass-Inhalts über die lange Zeit “an die Engel” verdunstet. Auf dieser Vorstellung basierend hat sich der Begriff etabliert.
Der Angels’ Share besteht dabei aus einem Teil Ethanol (Trinkalkohol) sowie Wasser. Da Ethanol schneller verdunstet als Wasser, wird der Alkoholgehalt von Whisky über die Jahre der Reifung immer weiter reduziert.
Einflussfaktoren auf den Angels’ Share
Die Menge an Angels’ Share wird vor allem durch die klimatischen Bedingungen des Lagerortes beeinflusst. Hier spielt die Temperatur sowie Luftfeuchtigkeit eine wichtige Rolle.
- In feuchten, aber relativ temperaturkonstanten Gebieten, wie Schottland oder Irland, liegt der Angels’ Share Anteil bei durchschnittlich 1 bis 3 %.
- In Gebieten wie beispielsweise Taiwan mit hoher Luftfeuchtigkeit und hohen Temperaturen von 15 Grad über dem schottischen Jahresdurchschnitt, kann laut der taiwanesischen Destillerie Kavalan der Angels’ Share 4- bis 5-mal höher sein.
Dies ist auch der Grund, weshalb man Whisky in solchen Gebieten wie Taiwan nicht zu lange lagern kann.
Neben den klimatischen Bedingungen spielt auch das Fass eine Rolle. Dabei kann der Angels’ Share je nach Holzart, Verarbeitung und Größe abweichen.
Wie sich der Angels’ Share auf die Spirituose auswirkt
Die Verdunstung des Whiskys nimmt eine wichtige Rolle in der Reifung ein, denn durch sie wird die sogenannte oxidative Reifung in Gang gesetzt. Durch das Verflüchtigen der Flüssigkeit kann sich der freigewordene Raum mit Sauerstoff füllen. Der Sauerstoff reagiert dabei mit dem Destillat, was unterschiedliche chemische Reaktionen auslöst und sich auf den Geschmack, die Farbe und den Geruch auswirkt.
Übrigens: Der Prozess der oxidativen Reifung wird auch beim Wein verwendet.
Probleme durch den Angels’ Share
Da jährlich durchschnittlich 2 % der Flüssigkeit aus dem Fass verdunsten, spielt der Angels’ Share für die Destillerien vor allem finanziell eine wichtige Rolle. Je weniger das Fass am Ende der Reifung enthält, desto weniger Flaschen können sie abfüllen.
Dazu sinkt der Alkoholgehalt immer weiter, weshalb die Destillerien bei besonders alten Whisky darauf achten müssen, dass dieser nicht unter die gesetzlich vorgeschriebenen 40 % Alkoholvolumen fällt, die benötigt werden, um sich weiterhin Whisky nennen zu dürfen.
Ein weiteres Problem, welches durch den Angels’ Share verursacht wird, ist der sogenannte Baudoinia compniacensis. Der Baudoinia compniacensis ist ein Pilz, der sich an den Lagerhäusern sowie umliegenden Gebäuden festsetzt und dort für schwarze Verfärbungen sorgt. Der Pilz wächst durch den Alkohol in der Luft besonders gut, was bereits für Klagen sowie Gerichtsverfahren der umliegenden Anwohner gesorgt hat.
Angels’ Share – Ein Schluck für die Engel (Film)
Der Begriff ist so bekannt, dass er nicht nur in der Whisky-Produktion Verwendung findet, sondern auch als Inspiration für die gleichnamige Komödie “Angels’ Share – Ein Schluck für die Engel“. Hier spielt die Spirituose für den Hauptprotagonisten Robbie eine wichtige Rolle. Robbie ist durch diverse kriminelle Aktivitäten aufgefallen und muss aufgrund dessen Sozialstunden abarbeiten. Während dieser gemeinnützigen Arbeit landet er mit seiner Gruppe in einer Whisky Destillerie, in der sein besonderes Talent während einer Whisky Verkostung auffällt. Als Robbie dann erfährt, dass in dieser Destillerie ein Fass mit dem teuersten Whisky der Welt versteigert werden soll, schmiedet er mit seinen Weggefährten den Plan, einen Teil davon zu stehlen.