Startseite » Genuss » Johnnie Walker Blue Label im Test: Ist die Ikone ihr Geld wert?

Johnnie Walker Blue Label im Test: Ist die Ikone ihr Geld wert?

Johnnie Walker Blue Label Whisky Test

Johnnie Walker ist eine der bekanntesten und beliebtesten Whisky-Marken der Welt. Der Johnnie Walker Blue Label stellt den hochwertigsten Whisky der Standard-Range dar und die Ikone ist sogar vielen Menschen ein Begriff, die sich nicht so sehr mit Whisky auskennen. Er steht für Klasse, Qualität und wird von echten Gentlemen zu besonderen Anlässen getrunken – dieses Bild wurde vor allem durch die beliebten Werbespots mit bekannten Größen wie beispielsweise Jude Law geprägt.

Aber was macht den Blended Whisky so besonders und kann er auch unter echten Single-Malt-Liebhabern bestehen?

Johnnie Walker Blue Label: Was steckt eigentlich drin im Blend?

Beim Johnnie Walker Blue Label handelt es sich um einen blended Whisky, was bedeutet, dass der enthaltene Whisky nicht nur aus einer Destillerie, sondern aus mehreren stammt. Auch wenn viele Whisky-Liebhaber etwas anderes sagen, so ist das erstmal nichts Schlechtes, denn durch die unterschiedlichen Destillerie-Charaktere, lassen sich vom Master Blender verschiedene Geschmacksprofile kombinieren und so eine einzigartige Kreation erschaffen.

Welche Destillerien genau enthalten sind, ist ein gut gehütetes Geheimnis seitens des Herstellers. Da allerdings viele unterschiedliche Destillerien wie beispielsweise Coal Ila, Cardhu, Talisker, Lagavulin, Clynelish und viele weitere dem Mutterkonzern Diageo zugehörig sind, ist auch die mögliche Auswahl sehr groß. Damit ist es unmöglich, die Destillerien anhand des Aromas zu entschlüsseln.

Johnnie Walker Blue Label Flasche, Karton und Glas

Laut Johnnie Walker wird übrigens lediglich jedes 10.000 Fass zur Herstellung der Ikone verwendet, was den Raritätenstatus noch einmal verdeutlichen soll. Darüber hinaus sollen bis zu 50-jährige Whiskys enthalten sein, was ebenfalls für die Besonderheit spricht. Hier muss man allerdings sagen, dass es keine Angaben zum Anteil dieser Fässer gibt, weshalb die Aussagekraft begrenzt ist. Grundsätzlich besitzt der Johnnie Walker Blue Label keine Altersangabe.

Neben dem Alter spielt die Whiskyart eine Rolle, denn im Johnnie Walker Blue Label ist Malt-Whisky und Grain-Whisky enthalten, wobei der Malt-Whisky-Anteil mit 80 % zu 20 % Grain-Whisky (welcher oft in Blends verwendet wird) sehr hoch sein soll. Ein gutes Zeichen, denn Grain-Whisky hat aufgrund seines meist bitteren Geschmacks einen schlechteren Ruf unter den Whisky-Fans.

Johnnie Walker Blue Label im Glas

Die zwei größten Wermutstropfen sind allerdings der Alkoholgehalt und die Farbe, denn der Whisky wird mit lediglich 40 % abgefüllt und enthält Zuckerkulör, das die Farbe beeinflusst, wodurch keine Rückschlüsse auf die Fässer mehr möglich sind. Am geringen Alkoholgehalt merkt man schnell, dass der Johnnie Walker Blue Label so konzipiert wurde, dass er auch Anfängern zugänglich ist. Echte Whisky-Fans werden sich aber vermutlich einen höheren Alkoholgehalt wünschen. Wer allerdings bereit ist, aktuell 300 bis 400 Euro auf den Tisch zu legen, für den gibt es den Johnnie Walker Blue Label übrigens auch als Cask Strength Variante.

Johnnie Walker Blue Label Tasting: Wie schmeckt und riecht er?

Farbe

Golden

Aroma

Der erste Geruch des Johnnie Walker Blue Label ist von dezentem Rauch und süßen saftigen Früchten sowie viel Honig geprägt. Trotz der 40 % riecht der Whisky intensiv, ohne eine Spur von Alkohol. Die hellen und dunklen Früchte wechseln sich im Geruch immer wieder ab, wobei die hellen meines Erachtens nach dominieren. Ich vernehme vor allem Aprikose, Mandarine und Rosinen, wobei auch eine sehr leichte Säuerlichkeit mitschwingt, die mich an Zitrone erinnert. Neben den Früchten kommt immer wieder eine leicht herbe Note von Schokolade und Haselnüssen durch. Im Geruch ist der Johnnie Walker Blue Label wirklich verführerisch ausgeglichen und die Aromen gefallen mir sehr gut.

Geschmack

Der erste Gedanke: Hoffentlich kann der Geschmack mit dem Aroma mithalten.

Im Geschmack ist der Whisky anders als erwartet. Als erstes kommen vor allem die herben Aromen in Form von deutlich bitterer Schokolade zum Vorschein, woraufhin sich der Whisky süßer entwickelt. Vor allem Honig und etwas Karamell sind präsent. Hält man ihn länger im Mund, so gesellen sich dunkle Früchte in Form von Rosinen hinzu. Darüber hinaus ist der Whisky deutlich holzig und kleidet den kompletten Mund ölig aus – vor allem an den Wangen ist das Holz sehr deutlich zu spüren. Der Rauch ist im Geschmack hingegen dezent und verleiht dem Whisky eine schöne Aromatik. Neben diesen Nuancen begleitet den Whisky eine Würzigkeit in Form von Zimt, die ich allerdings nicht als sehr ausgeprägt beschreiben würde.

Abgang

Der Abgang wird von Schokolade, Holz und einem leichten Rauch dominiert. Ich würde ihn als mittellang bezeichnen, wobei neben den genannten Aromen am Ende auch eine leichte Nussigkeit mitschwingt.

Fazit

Der Johnnie Walker Blue Label von der 1820 gegründeten Marke ist ein dezenter, aber vielschichtiger Whisky. Die Kombination aus leichtem Rauch und diversen fruchtigen Aromen, die immer wieder zwischen hell und dunkel wechseln, gefällt mir sehr gut. Darüber hinaus wirkt der Whisky auch ohne Altersangabe nicht jung, denn auch Holz ist präsent und zieht sich darüber hinaus in Form von Zartbitterschokolade durch die komplette Aromatik. Der Rauch ist bei diesem Whisky ebenfalls sehr harmonisch eingebunden und sorgt dafür, dass der Whisky nicht langweilig wird.

Man merkt ihm leider trotzdem an, dass er für die breitere Masse gemacht ist, denn dem Whisky fehlen Ecken und Kanten. Das runde Geschmacks- und Geruchserlebnis sorgt allerdings dafür, dass er äußerst süffig ist und man somit auch mal gerne zwei Gläschen trinkt. Die 40 % sind in Ordnung, denn der Whisky wirkt nicht wässrig – ich würde ihn allerdings auch gerne mal mit mehr Prozent probieren.

Alles in allem ist der Johnnie Walker Blue Label ein echter Gentleman unter den Whiskys. Er ist dezent, elegant, aber trotzdem nicht langweilig und auch Single-Malt-Liebhaber kommen auf ihre Kosten. Der Preis von aktuell 130 Euro ist definitiv happig und auch die sehr schöne Verpackung sowie die schwere Glasflasche helfen nicht wirklich darüber hinweg. Was ihr allerdings erwarten könnt, ist Prestige, denn so ziemlich jeder kennt die blaue Flasche und weiß, dass etwas ganz Besonderes im Glas auf ihn wartet.

GESAMTBEWERTUNG
87 / 100
Es handelt sich hier lediglich um die Meinung einer einzelnen Person. Whisky ist Geschmackssache und im Zweifelsfall sollte man einfach zum Sample greifen.

Über den Autor

Tim Schneller

Gründer von Gentlemans-Attitude.de, dem 2019 gegründeten Männermagazin rund um Genuss, Mode, Technik und Lifestyle. Als Whisky-Enthusiast und Mitglied der Scotch Malt Whisky Society schreibt er vor allem rund um das Thema Whisky. Aber auch andere Themen wie Mode, Technik und Lifestyle sind seine Leidenschaft.

Anregungen oder Fragen?

Schreibt uns:
kontakt@gentlemans-attitude.de

(Eure Email-Adresse wird lediglich für den Austausch genutzt)