Am 5. Juni ist es endlich wieder soweit: Traditionsgemäß findet der Ardbeg Day am letzten Samstag des Islay Music and Malt Festivals statt und mit ihm veröffentlicht die Destillerie ihre weltweit bekannten und begehrten Sonderabfüllungen. Aufgrund von Corona spielt sich der Ardbeg Day dieses Jahr vor allem online ab, auch hier mit Verkostungen und vielen weiteren Events. Wir hatten das Vergnügen, die diesjährige Sonderabfüllung, den Ardbeg Scroch, im Vorfeld zu testen. Ob es sich lohnt, dem neuen Whisky hinterherzujagen, und wie er im Vergleich zu anderen Ardbeg Abfüllungen abschneidet, erfahrt ihr hier.
Ardbeg ist weltbekannt für ihre rauchigen Whiskys und auch dieses Jahr steht der Rauch mit dem Ardbeg Scorch, zu Deutsch so viel wie “verbrennen” oder “versengen”, im Mittelpunkt. Der neue Ardbeg wurde in besonders stark getoasteten Ex-Bourbon-Fässern aus amerikanischer Weißeiche gelagert. Ich verspreche mir aufgrund des Fasstyps schöne Vanille-Noten und einen eher süßen Whisky. Aufgrund des Namens rechne ich allerdings auch mit einem intensiven Single Malt und ordentlich Rauch.
Bild: Moët HennessyAbgefüllt wird der Whisky mit einer erhöhten Trinkstärke von 46 %. Das Committee Release kam hingegeben mit starken 51,7 % in die Flasche. Leider ist hier nicht ersichtlich, ob es sich um Fassstärke handelt. Die Destillerie macht, wie bei den meisten Sonderabfüllungen, auch keine Angaben zum Alter des Whiskys. Der General Release, also die Abfüllung mit 46 %, soll ab dem 8. Juni in Deutschland mit einem UVP von 115 € erhältlich sein. Ein ambitionierter Preis, den man allerdings von so ziemlich allen Sonderabfüllungen der Destillerie kennt. Ob sich der Whisky lohnt, erfahrt ihr im Fazit.
Was man auch bei diesem Ardbeg positiv hervorheben muss: Wie für die Destillerie typisch, wird der Whisky nicht kältefiltriert und ist ungefärbt.
Bild: Moët HennessyWas die Aufmachung angeht, hat sich Ardbeg mal wieder einiges ausgedacht: Sie erzählt die Legende des Drachen, der im Warehouse Nr. 3 Fässer anfackelt, und zeigt, wie aus genau diesen Fässern der feurige Ardbeg Scorch entstanden ist. Uns gefällt die Aufmachung sehr gut und gerade die Committee Flasche mit dem angebrannten Etikett sieht super aus. Der General Release hat hingegen eine schöne bunte Verpackung, die wie die Flasche mit den Farben und Flammen des Drachens verziert ist.
Unser Tasting des Ardbeg Scorch
Farbe
Hellgold
Aroma
Der Name ist im zuerst vernommenen Geruch Programm: Eine kräftige rußige Note von schwarzen Kohlen steigt in die Nase. Diese legt sich allerdings relativ schnell wieder und der Rauch wird ein wenig leichter – immer noch intensiv, aber nicht so dunkel wie beim ersten Eindruck. Neben dem Rauch vernehme ich eine recht kräftige süße buttrige Vanille, Honig-Noten sowie etwas Karamell und Zitrus-Aromen in Form von Ananas. Man gewöhnt sich recht schnell an den Rauch und die süßen Noten rücken in den Vordergrund. Die Aromen sind klassisch Ardbeg. Er kribbelt ein wenig in der Nase – nicht unangenehm, sondern aufgrund der intensiven Aromen. Über die Zeit kommt der Rauch immer wieder hoch, wobei er jetzt eher an ein loderndes Kaminfeuer erinnert als an den starken Ruß, den ich zu Beginn in der Nase hatte. Neben den süßen und rauchigen Aromen vernehme ich etwas leicht Salziges und vor allem kräutrige Eindrücke – mich erinnert der Geruch stark an gezuckerte beziehungsweise salzige Lakritz-Rauten.
Geschmack
Im Mundraum ist der Whisky ölig beziehungsweise cremig. Der erste Geschmack irritiert etwas, denn ich hätte ihn nach den Aromen in der Nase deutlich süßer erwartet. Zuerst merkt man den Rauch sowie Pfeffer. Besonders an der Seite und der Zungenspitze prickelt der Whisky. Er ist herb und angenehm bitter mit einer eher dezenten Süße, die nach mehreren Schlücken intensiver wird, aber nicht so dominiert wie beispielsweise bei den Standard-Abfüllungen. Ich schmecke Kräuter, etwas Vanille und auch die Lakritz, die ich beim Riechen vernommen habe, zeigt sich im Geschmack. Er ist schön intensiv auf der Zunge und mit seinen 46 % sehr angenehm zu trinken.
Abgang
Der Abgang ist ein Highlight für mich! Er bleibt lange und cremig auf der Zunge mit etwas Rauch (auch hier nicht so viel wie der Name erwarten lässt) sowie schöner Milchschokolade und Vanille. Der Rauch klingt langsam ab und mitunter hat man noch etwas Pfeffer im Geschmack sowie eine leichte Kohlenote im Mund. Der Abgang ist wirklich sehr lecker.
Fazit
Nachdem mich besonders der Ardbeg Drum eher enttäuscht hat und der Ardbeg Blaaack lediglich okay war, muss ich sagen, dass mir der Scorch wirklich gut gefällt. Aufgrund der reduzierten Alkoholstärke vermute ich, dass der gewünschte stark rauchige beziehungsweise verbrannte “Scorch”-Charakter etwas gelitten hat, allerdings finde ich den Whisky trotzdem klasse! Die Nase ist schön komplex und typisch Ardbeg, wobei sich der Geschmack doch von den Standard-Abfüllungen unterscheidet. Er ist weniger süß und hat seinen ganz eigenen Charakter. Der Whisky überzeugt im Geruch und im Geschmack, wobei der Abgang für mich das Highlight war. Mit einem Preis von 115 € ist diese Flasche vermutlich eher etwas für echte Ardbeg-Fans, wobei ich euch empfehle, sie aufzumachen, denn der Ardbeg Scorch ist wirklich ein ziemlich leckerer Whisky und es lohnt sich!
Hinweis: Uns wurde das Sample von Moët Hennessy zur Verfügung gestellt. Dies hat keinen Einfluss auf unser Urteil, was wir gegenüber Herstellern auch immer vorher kommunizieren.
Darüber hinaus handelt es sich hier lediglich um die Meinung einer einzelnen Person. Whisky ist Geschmackssache und im Zweifelsfall sollte man einfach zum Sample greifen.