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Was ist Armagnac? Alles über den großen Bruder des Cognac

Armagnac im Schwenker

Armagnac ist ein französischer Weinbrand, der ursprünglich als Medizin eingesetzt wurde. Aufgrund seines Imageverfalls im Zweiten Weltkrieg ist er im Vergleich zum Cognac deutlich weniger bekannt, aber dennoch ebenso hochwertig. Wir stellen Ihnen das Luxusprodukt vor und erklären die Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zwischen Armagnac und Cognac.

Armagnac: Definition und Beschreibung

Armagnac, der häufig als kleiner Bruder des Cognac bezeichnet wird, ist die älteste bekannte Spirituose Frankreichs – und dementsprechend de facto der große Bruder des weltweit bekannten Weinbrands. Er wurde bereits 1461 urkundlich erwähnt und ist seit 1909 als geschützte Herkunftsbezeichnung mit AOC-Status (Appellation d’Origine Contrôlée) eingetragen.

Dementsprechend darf er lediglich aus der gleichnamigen Provinz Armagnac, die in der Gascogne im Südwesten Frankreichs liegt, hergestellt werden. Das BNIA (Bureau National Interprofessionel de l’Armagnac) kontrolliert die hohe Qualität des Brandys und die Einhaltung der mit der Bezeichnung Armagnac einhergehenden Standards.

Das Anbaugebiet für Weintrauben, die zur Armagnac-Produktion genutzt werden, ist auf rund 15.000 Hektar begrenzt. Es umfasst Teile der Departements Gers, Landes und Lot-et-Garonne. Das Gebiet wird dabei in drei weitere Bereiche unterteilt, anhand derer die Lage der Weinberge bezeichnet wird:

  • Bas-Armagnac (niedriges Armagnac)
  • Haut-Armagnac (hohes Armagnac)
  • Armagnac-Ténarèze
Armagnac Herstellungsgebiete
Hier sind die drei Herstellungsgebiete von Armagnac zu sehen: Bas-Armagnac, Haut-Armagnac, Armagnac-Ténarèze

Trägt ein Armagnac eine der drei genannten Gebietsbezeichnungen in seinem Namen, so ist er rein – es liegt kein Verschnitt (Blend) zwischen den Gebieten zugrunde. Die Bezeichnung „Appellation Armagnac“ zeigt hingegen an, dass der Weinbrand ein Verschnitt aus Bränden mehrerer Gegenden ist.

Übrigens:

Hinzu kommt, dass die Rebstöcke mindestens fünf Jahre alt sein müssen, bis ihre Trauben für die Grundweinherstellung für Armagnac geerntet und gekeltert werden dürfen.

Wie wird Armagnac getrunken?

Armagnac wird typischerweise bei Zimmertemperatur getrunken. Im Cognac-Schwenker können sich die Aromen und fruchtigen Noten des Weinbrands ideal entfalten. Er wird zu Kaffee und Kuchen gereicht oder zu Desserts beziehungsweise als Digestif genossen. Darüber hinaus wird Armagnac auch zu Floc de Gascogne, einem fruchtigen Likörwein, weiterverarbeitet.

Herstellungsprozess des Weinbrands

Bei der Herstellung von Armagnac kommen vorwiegend drei weiße Rebsorten zum Einsatz:

  • Ugni Blanc (= Trebbiano)
  • Folle Blanche
  • Colombard

Zudem wird häufig auch ein Anteil der weißen Trauben Baco Blanc genutzt.

Generell sind sogar zehn unterschiedliche Weine für die Armagnac-Produktion zulässig. Neben den oben genannten sind dies:

  • Blanc Dame
  • Graisse
  • Jurançon Blanc
  • Mauzac
  • Mauzac Rose
  • Meslier-Saint-François

Der dem Brandy zugrundeliegende Wein wird traditionell gekeltert; dementsprechend werden weder Zucker noch Schwefeldioxid zugefügt.

Im Anschluss wird aus dem Grundwein der eigentliche Armagnac destilliert. Dies geschieht – im Gegensatz zum Cognac – in einem einzigen Brennvorgang. Bei der sogenannten Méthode Armagnac werden durch die einmalige Destillation in Kupfer-Alambics (Brennblasen) Rohbrand und Feinbrand erzeugt. Dieses Vorgehen bietet einen Vorteil, da sich auf diese Weise eine besonders hohe Anzahl an Aromen entfaltet – die Aromapalette ist daher deutlich umfassender als bei Cognac und anderen Weinbränden.

Danach folgt die Lagerung des durch die Destillation entstandenen „Eau-de-Vie“ (Lebenswasser). Diese erfolgt in Fässern aus Steineiche, die 225 bis 420 Liter fassen. Besonders ist, dass das Holz vor der Fassproduktion sechs Jahre lang gelagert werden muss. Zudem wird das Eau-de-Vie stets in neue Fässer gefüllt – erst nachdem die gewünschte Farbe erreicht ist und der Brand genügend der Holzaromen aufgenommen hat, wird er in ältere Fässer umgelagert, um sein Bukett nicht mit zu vielen Holztönen zu überlagern.

Alter und Qualitätsstufen

Die Qualität beziehungsweise das Alter wird entsprechend der Reifungsdauer in den Eichenfässern ausgezeichnet. Seit 2010 gilt dabei eine vereinfachte Kennzeichnung, die Armagnac in vier Klassen unterteilt:

Bezeichnung Reifung im Fass (Mindestdauer)
VS (Very Special) oder *** (trois étoiles, drei Sterne) 1 Jahr
VSOP (Very Superior Old Pale) 4 Jahre
XO (Extra Old) oder Hors d’Âge (extra alt) 10 Jahre

Dabei bezieht sich die Angabe jeweils auf die jüngste im Blend enthaltene Komponente, also das am wenigsten gereifte Eau-de-Vie.

Hinzu kommt eine weitere Angabe, Millésime (Jahrgang), mit der Armagnacs bezeichnet werden, für deren Herstellung nur Weine eines einzigen Jahrgangs verwendet wurden.

Typische Eigenschaften

Armagnac weist einige spezifische Merkmale auf, die zum Teil (beispielsweise Alkoholgehalt) gesetzlich vorgeschrieben sind. Die wichtigsten sind in der folgenden Liste zusammengefasst.

  • Alkoholgehalt: zwischen 40 und 63 % Vol.
  • Farbe: diverse Bernsteintöne bis Braun
  • Herkunft: Armagnac, Provinz Gascogne
  • Rebsorten: insbesondere Ugni Blanc (Trebbiano), Folle Blanche, Colombard
  • Destillation: ein einzelner Brennvorgang zur Gewinnung des Eau-de-Vie
  • Geschmack und Aromen: Holznoten, Vanille, Backpflaume, fruchtige Töne
  • Geschichte: seit 1461, ab 1909 geschützter AOC-Status, Imageverlust im Zweiten Weltkrieg
  • Genuss: pur, in Cocktails und Longdrinks, zu Likörwein Floc de Gascogne verarbeitet

Armagnac und Cognac: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Wie beim Armagnac handelt es sich auch beim Cognac um einen Weinbrand mit geschützter Herkunftsbezeichnung. Auch für seine Produktion werden vor allem Trauben der Rebsorten Ugni Blanc, Folle Blanche und Colombard verwendet, zum Teil sind auch geringe Mengen Sémillon enthalten.

Unterschied Armagnac und Cognac
Armagnac lässt sich optisch nicht von Cognac unterscheiden.

Ein großer Unterschied zum Armagnac ist die doppelte Destillation des Cognac. Auch hierbei wird das Eau-de-Vie mehrere Jahre lang gelagert bis es zumeist geblendet (verschnitten) und als Cognac angeboten wird

Vergleich zwischen Armagnac und Cognac:

Armagnac Cognac
Herkunft Armagnac, Südwesten Frankreichs (südlich von Cognac) Cognac, Südwesten Frankreichs (nördlich von Armagnac)
Alter seit 1461 seit 17. Jahrhundert
Rebsorten insb. Ugni Blanc, Folle Blanche, Colombard (+ Baco Blanc) insb. Ugni Blanc, Folle Blanche, Colombard (+ Sémillon)
Lagerung Steineichenfässer (erst neue, dann alte) Eichenfässer
Destillation einfach (Méthode Armagnac) doppelt

Über den Autor

Tim Schneller

Gründer von Gentlemans-Attitude.de, dem 2019 gegründeten Männermagazin rund um Genuss, Mode, Technik und Lifestyle. Als Whisky-Enthusiast und Mitglied der Scotch Malt Whisky Society schreibt er vor allem rund um das Thema Whisky. Aber auch andere Themen wie Mode, Technik und Lifestyle sind seine Leidenschaft.

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